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navi: lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik |
2010 |
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Norbert Lange |
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VERRÜCKTER HUND EREIGNISSE |
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Krähen-Indianer |
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1.Benimm dich wie ein Verrückter Hund. Trage Schärpen und andere feine Kleider, nimm eine Rassel und nachdem alle schlafen gegangen sind, hopse Verrückter-Hund-Lieder singend umher.
2.Rede quer. Sage das Gegenteil von dem was du meinst und bring andere dazu von dem was sie meinen das Gegenteil zu sagen.
3.Kämpfe wie ein Trottel indem du zum Feind rennst und ihm anbietest getötet zu werden. Buddel in der Nähe eines Feindes ein Loch und wenn der Feind dich einkreist spring heraus um ihn zurückzudrängen.
4.Mal dich weiss an, steig auf ein weisses Pferd, leg ihm die Hände auf die Augen und bring es dazu, einen steilen und felsigen Hang hinunterzuspringen bis ihr beide zerschmettert seid.
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REDE AN DIE STÜHLE |
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Liebe Stühle. Nimm Dir doch einen.
Hier Landschaft, Leistungsträgern geschaffen
zur Erleuchtung. Erklimmst Du
einen Anhang, es wird steiler, greifst Du
nach einem Absatz, Du kommst weiter, überwinde Deine deutsche Angst, Du,
so muss es weiter, und greif beherzt in die Zeile, so machst Du
weiter, an einer Steilwand Klimmzüge,
blickst herab Du, um auf die darunter zu spucken,
je nach Verlangen oder Neigung Deines von starken Oberarmen gehaltenen Leibes.
Nimm die Räuberleiter, tritt so auf Schultern und Köpfe, über Schultern
und Köpfe hinweg auf den nächsthöheren Rang. Ahhhch,
dort unten im Tal das glitzernde Parkett. Doch
liesse sich mehr noch überblicken mit dem Opernglas. Auch
im Rang die Gäste, die sich dort beobachten dürfen lassen. Hier,
nimm doch noch einen Stuhl und doch noch einen. Ich möchte Dir etwas anvertrauen.
Vergiss bitte nicht, noch gibt es
immer einen Sitz darüber. Leistungsträger
kennen keine Grenzen. Nimm an,
man käme oben an, wäre auf der Spitze,
sässe bequem, man sähe noch immer eine Vielzahl
von Hintern auf Stühlen der nächsthöheren Pyramide.
Und so, was mir ein Freund seit Jahren weißmachen will:
das Wesen oder Unwesen der westlichen, prächinesischen Welt.
Schon eine Weile sitzen wir. Solches spricht er und ich wende ein,
was ihm die Pyramide auf den Kopf stellen zu wollen einfiele.
Das brächte das Gebäude aus dem Gleichgewicht, wie
heikel, sobald ein Teil fiele.
Zuerst beugte er sich herüber zu mir auf seinem
wackligen Stuhl, von seinem etwas abseits gelegenen Platz.
Dann begann er durch die Reihen zu mir herüberzuhangeln,
wo er geraume Zeit nun, mit einer Hand an meiner Stuhllehne,
hängt. Mit einer sich an seine Beine klammernden Kette aus Bürgern in
seinem Rücken, eine Menschentraube soweit
nach unten, dass mir schwindlig wird vom Schauen.
Wer nicht sitzen kann, der rutsche die Beine voran oder kippe
Kopf voraus vom Stuhl. Nimm Dir doch einen Stuhl und doch noch einen
und doch noch einen.
Hier fehlt einer. Die Angst ist begründet.
Wenn unser Bereich der Pyramide einstürzte und das Gebäude
aus Gebäuden mit sich in die Tiefe nähme. Welchen Sinn hätte das? Wenn
es mir nicht gelingt, was vor mir nicht gelang,
meinen alten Freund zu überreden, lass doch los, Kumpel, oder wenn
sich der Zusammenhang seiner verdammten Finger nicht irgenwie lockern kann.
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Wenn, was hier begonnen wird, begonnen worden aufzuhören bald,
im Keim erstickt, bevor es, aus der Scholle wachsend, zu spriessen begönne,
als Hülse leer zutagetritt, leer auf der Hand, weil, was hier angefangen wurde,
schliesslich aufzuhören, startet und ansetzt, auf der Rollbahn kratsch aufzusetzen,
denn dass es hier versuchte abzuheben, was auf anderen Konten hinterlegt
und schliesslich anfing als Kopie, der Startbahn angehängt (1), letztlich nachweisbar
verkehrt kratsch und auf dem Notfallplan des Airports durchgestrichen, sicher;
dann, so bin ich genötigt, zu funken, dass ich zu sagen gezwungen bin,
was hier begonnen wird, dass wurde begonnen, aufzuhören kratsch schliesslich
endet ohne Lupe, da es nie begonnen hat, mit einem Maulkorb zu sprechen(2),
doch mit Maulschellen versehen, da ich keinen Grund zu sprechen finde,
bei Halmen glühen kann, den Funkmund auf den Tower ausgerichtet; kratsch
denn, was zu blühen anfinge, wäre lediglich auf der Zunge die Idylle,
die Gräser dort verschwänden verschwendet(3), für den Augenblick, bevor sich
am Horizont entfernten Berge die Ferne kratsch sich entfernte, die Berge einander
sich verbergend, die Ferne sich zugeschnappt entfernend in der Ferne,
weil kratsch das Leben vor mir alleine warum in seiner Schlagartigkeit stünde,
verbürgt allein von seinem Ende, Zunge gekappt, und das die Prärie(4),
wenn ein Anfang hier endlich gefunden wäre kratsch, zu spriessen und zu blühen
einen Ansatz fände, dann im Pflaster, das dich zusammenhält, den Asphalt kratsch
mit Händen ausrisse, ausschlüge, was wäre es denn, das dich zusammenhält,
so einfach die Idylle zu verziehren kratsch, wenn, ja wenn kratsch(5) |
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(1) spriesst was?
(2) spriesst nichts?
(3) spriesst doch?
(4) spriesst doch nicht?
(5) aber? |
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