gedichte |
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2. preis für weltsame lyrik (2005) |
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Der Gewinner des lauter niemand lyrikpreises 2005 ist Ron Winkler. |
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Auf der Lesung zum Erscheinen der 6. Ausgabe von lauter niemand am 4. Dezember 2005 wurde der zweite lauter niemand lyrikpreis 2005 an den Autor Ron Winkler für sein Gedicht "Altar" verliehen. Die Jurymitglieder Adrijana Bohocki , Ernesto Castillo , Clemens Kuhnert und Björn Kuhligk gratulieren herzlich.
Das Gedicht "Altar" von Ron Winkler hat unserer Ansicht nach, die u.g. Vorgabe eindeutig erfüllt und wurde einstimmig von uns gewählt.
Wieder einmal haben unsere AutorInnen bewiesen, daß ihnen keine Vorgabe zu schwer sein kann, worauf wir auch weiterhin zählen. Wir bedanken uns für die zahlreichen Einsendungen und hoffen auf ebenso rege Beteiligung bei den kommenden Ausschreibungen. Die kommende Vorgabe wird sich wohl wieder einmal "so ganz nebenbei" während einer Diskussion am großen Tisch nach dem lauter niemand literaturlabor irgendwann und irgendwie ergeben und wir sind schon selbst gespannt darauf. |
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Ron Winkler |
Altar |
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wie ich dich kannte, als Gesang aus nacktem duftendem
Juni
und wie du deine Locken beschleunigen konntest, war eine Reise
in einen südlichen Zustand. es gab vierlippige Küsten
dort,
Akazienberührung und in den Dünen dahinter tauschten wir
seltsames Licht aus, eine fast genetische Korrespondenz,
die wir Altar nannten und wo wir Tiefseenächte hinterlegten,
kleine medusenartige Sinnlichkeiten unter Beteiligung
unserer Augenkäfer und manchmal der Kranichgelenke.
ich studierte an dir die phantastischsten Metaphern
dieses Jahrhunderts und pflegte den animalischen Zoo
deiner Blicke. wir umausterten uns ozeanisch, weil
wir zu denen gehörten, die schamanisch träumten
und von denen schamanisch geträumt wird. ich
war nie so zu zweit wie mit dir. |
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jeden morgen denke ich
an jenen morgen damals
in der frühe da wußte ich
noch nichts vom denken da-
ran an dich der
erst am nachmittag sein
orangenes buch da-
neben die lampe legte ins leere
bücherzimmer ganz zart
fragte ob ich alleine sei ob
der platz noch frei sei fast
nein sagte ich alles voll
ist hier nur ich bin leer
willst du mich
ausrauben dachte ich auf dich
bin ich vorbereitet dachte ich als
du dich setztest waren
meine waffen gewählt aber
du schon durchbohrt von
mir hätte ich es am morgen
gewußt wäre ich
rot geworden |
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elektrisiert |
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alles dicht jetzt
können sogar die spinnen unbehelligt operieren
es war dem tag das handwerk zu legen
mit fingerspitzengefühl ein schnippchen zu schlagen
ein raum, in dem sie das ende von mir ist
im dunkeln spricht man langsam, so wie man georgia
sagt, wenn man georgia mag
so langsam spricht man
weil auch die antworten leiser ausfallen
sollen
trotzdem gesten, auch im dunkeln
über hemdsärmel hinausgehend
türklinken warten nur
darauf, eingerahmt und aufgehängt zu werden
dahinter das tägliche licht, jetzt ist es aus
dem fenster zu schauen, blendet nur: wolkenkratzer
sind unterschiedlich hoch
selbst bei wolkenlosem himmel
sind sie das noch, doch
nina behauptet, alle aufzüge
auf der welt würden im gleichen tempo fahren
aber nicht einmal die schönsten liebesbriefe kommen
alle vom selben absender
das weißt du doch, nina
fragt, ob ich mich noch im griff habe
- an meiner nase möchte ich dein kleid aufhängen
- ich will meine frisur gegen die deine tauschen
und dann
- mich auslachen, bis ich ganz ausser mir bin
außerdem mag ich
wenn wir unsere handflächen gegeneinander pressen
und uns versichern
dass wir damit etwas aufrecht erhalten
einen ganzen fluchtplan lang
glauben wir wirklich daran
dass wir die zigaretten nicht anzünden müssen
um uns auch im dunkeln noch folgen zu können
- einen erfolg nach dem anderen landen
auf einem boden, der gleichzeitig der einzige grund sein
soll hinterher niemand wissen, sagt sie
wer wir wirklich waren
doch ich
muss jetzt verraten
dass ich es nicht fassen kann, nur sie
ihren hals, der sich wie ein lichtschalter suchen lässt
blinzelnd kommt sie aus einer finsteren gegend
wo man leise
ausgestreckten armen paroli bietet
und zusammengeschrumpften reichen
neuen glanz verleiht
indem man niemanden aufhält:
keine tür und keinen, der so bleiben will |
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die anderen sind laute schatten
neben deinem mund sie brechen
stücke aus der nacht und füllen sie
mit atem sie sagen
das wird ein morgen
das ein alptraum
ich verschliesse deine tür ich rede
mit deiner zunge in meinem mund
die anderen sind laute
schatten
morgen |
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Wenn Laura lacht |
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Wenn Laura lacht, vergnügen sich die Fische
und schwärmen glitzernd, hoffend in die Weite,
und tanzen über Sandbänke und -tische
und freuen sich verschuppt an ihrer Seite;
wenn Laura gluckst, verlauschen sich die Rochen,
sie schweben, still geworden, in die Tiefe,
denn unter Wasser klingt ein Glucks gebrochen -
und Rochen denken dann, dass man sie riefe;
wenn Laura grinst, erschrecken sich die Haie,
und sehen, wie Gefahr sich hübsch verkleidet,
und lernen Lust und Stolz in höchster Weihe,
woran ein Hai sich gerne lüstern weidet;
wenn Laura lächelt, öffnen sich die Schnecken
und Muscheln lassen Licht in ihr Gehäuse,
und Schollen wollen sich nicht mehr verstecken
und Aale küssen sich in ihrer Reuse;
wenn Laura kichert, kitzeln sich die Wale
mit zärtlich ausgespuckten Wasserblasen
und Hummer werden wach in ihrer Schale,
und Krebse nennen Seegras lieblich: Rasen.
Wenn Laura weint, dann schweigt das Meer betroffen.
Die Seesterne beschließen, aufzugeben.
Die Fische wollen kaum noch schwärmend hoffen.
Die Rochen glauben nicht mehr an das Leben.
Doch wenn sie küsst, lässt sie das Wasser beben:
Was schwimmen kann, ist plötzlich glücksgetrieben,
nach dem, woran es glaubt, wie wild zu streben.
Und alles, was es sieht, verträumt zu lieben. |
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sommernächte in berlin
verfliegen wie flüchtige
sternschnuppen/
winternächte in der
fremden stadt wachsen
fest für alle ewigkeit/
sein rotbraunes haar
das im wind weht und
mir das geheimnis seiner
jungen schönheit offenbart/
mein süchtiges verlangen
ihn für alle ewigkeit in
meinen armen zu halten
wird seine zartheit
zerbrechen/
mein nachtgeliebter
sehnt sich nach dem traum
in der weiten ferne und
schwebt davon von meinen
sommernächten um im
herbst für uns zu blühen/ |
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einer wie du |
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schlafentwöhnt kann ich
mir endlich sicher sein
"wir" zu sagen und es
auch meinen zu dürfen
um in wundern anzuhalten
abgelegenen parkbuchten
seltsame namen zu geben
im rausch deiner nähe
für den kopf unter wasser
einen damm zu bauen
wie eine festung die sich
über nacht erhoben hat
unter den lichtreflexen
auf getönten fensterscheiben
ganz einfach sich erklärt
in unseren stimmen die
einander lautlos treffen
sind alle worte geöffnet
und jede pore meiner haut
wird nach jemandem suchen
der sich an sie erinnert und
mühelos alle lücken füllt
mit kleinen sätzen wie
"schön dass du da bist"
sich ernst nehmen lässt
der nie aufhört zu fragen
ob man auch ganz sicher
nicht friert in seinen armen
falsche antworten zulässt
und dennoch immer versteht |
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Heiraten |
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Dass es keine Gewissheit gibt
soll die letzte Gewissheit sein -
warum dann nicht heiraten?
Laut EMNID ist es doch so: Paare
die nach Jahren noch Sex-Probleme haben
weisen eine hohe Adhäsionskraft auf.
Mein Zahnarzt sagt auch: entscheidend
sei der Kontaktpunkt - also Baby
warum dann nicht heiraten?
Ich hör doch so gern, wie es gluckert
wenn du verdaust, und das mag ich auch:
die Machtstellung deiner Achseln.
Ein Paar: klar ist das heutzutage
ein Paradox - Scheiß drauf!
Warum dann nicht heiraten?
Was soll der Mist mit "Ich bin o.k.
du bist o.k., komm lass uns ein Stück
gemeinsam gehn"? Zusammenlegung
der Gefangenen steht an, der Sturm
auf die postkoitalen Becircgrenzen
diese autistischen Wichsereien
mit Parallelwelten und so. Einer
ist immer zuerst tot - also
warum dann nicht heiraten? |
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aus- und ungezähltes Bild |
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Du bist hinter das Kerzenlicht getaucht
dein Haar ist nach den Ohren gefangen
unsre Blickgerade legt sich durch den Rauch
Bald wird dein Nacken in der Luft stehen
das Lauschen der gedrehte Blick
werden ihn schmerzen
Das Rosenspiel schlägt auf und schauert herab
zwei letzte Akkorde versiegen
mit meinem Ruf und deinem Bild
Lösch` den Lichtschweif
vertreibe das Gesicht mit deinem Schopf
ich werde horchen
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Junilicht |
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Du bist der Fjord Musik
Stimme des Nordens
der Himmel an meinem Fenster
Du hattest dich versteckt hinter
der Morgendämmerung
Du wurdest Gestalt als ich erwachte
von meinen Fahrten heimkam
Ich legte mich in deinen Blick
Ein klarer grüner Schimmer zeichnete
ein Lächeln Lippen spielten
formten Worte und Stille aus
Licht und Bewegung
Da wurden wir eins |
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Salz |
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Freijung im Sein
er scheint
ein
Gesicht.
Kirschkernblühten
spuken
& Hände halten.
Haare,
weit
wie
Wind
& meer Flügel
im Bauch,
als Sand
am
Strand. |
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Ein gewagtes Kompliment |
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Ich mag dieses Leere
in Deinen Totenkopfaugen
ich mag es
wie Du nicht
einfach bist
Einfach sein kann doch jeder
oder?
in all Deine Details
bin ich verliebt
will über Deine Mischhaut
streichen
und in Deinen Problemzonen
wohnen, ich
nehme was es gibt
schon ein Sekundenschlaf
bei dir
kann reichen
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Kussgefieder |
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Wir stellten den Himmel schräg und
lehnten uns mit der Schulter dagegen
alles war so leicht vor Liebe
dass wir die Arme für Flügel hielten
wir tauchten unsichtbar ins Treppenhaus
wo wir wie Reißverschlüsse Nähte teilten
und unsre Haut uns hell und durstig schien
die Hände gingen bunt durch alle Federn
die Zungenvögel, die sich vor lauter Salz
die Küsse erst ertasten mussten, waren
unmöglich wieder einzufangen, unsre Finger
wussten nicht mehr, Käfige zu sein |
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Freispiel |
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Wohin die Wege führen?
Nicht über Los,
aber unterm Wasser vorbei
in Fällen der Lust,
eingebettet in einem weiten Strom
vertrauter Nähe.
Zu gewinnen, gibt es jedoch
ein Freispiel
mit lebenshungrigen Verrücktheiten.
Du gehst
mir nicht mehr aus dem Sinn
von Liebkosungen.
Ich kehre zurück ins Gewohnte,
ohne zu wissen,
ob die geborgte Zeit anhalten wird.
Die Verbindung
bereite ich vor; das Warten
erfordert Geduld.
Ein Wiedersehen gibt es in Zukunft
stochern wir
unsere Wege in gemeinsamer Blindenschrift
ab und zu
werden wir uns treffen, sonst verpassen
wir uns.
Ein Band von Worten der Sehnsucht
zwischen uns beiden
verlieren dann einander und grundsätzlich nicht.
Ängste können
nicht aufkommen, da sie aufgebrochen
wie ein Sprößling. |
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Der gestohlene Kuss |
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Da liegt er, neben mir, nichtsahnend.
Wie blind Menschen sein können,
die nichts sehen wollen.
Da liegt er und in seine Arme bahnend
ein Mensch, in der Tat so ängstlich
wie ein Geständiger im Schmollen.
Das bin ich!
Vielleicht merkt er es gar nicht,
wenn ich es tu?
Wenn ich es tu!
Wenn er nichts merkt, dann sagt er vielleicht auch nichts,
und wenn er nichts sagt, dann ist es wie nie geschehen,
nur in der Erinnerung.
Und Erinnerungen machen vergangen,
doch auch vergänglich, was dieser Kuss,
diese Liebe nicht sein kann,
weil sie nur in der Erinnerung, nicht jedoch existierte im Entschluss.
Etwas, das nicht existiert, kann auch nicht damit aufhören.
Sagt das mal dem Feuer in meinem Herzen,
und hört es schallend lachen,
und tausendfach und lichterloh in Inbrunst neu entfachen.
Mit der Liebe ist das so eine Sache:
Erst zweifelt man, dass man sie fühlt.
Dann fürchtet man, dass er sie nicht fühlt.
Und wenn man dann doch diese beiden Hürden überfindet,
hat man Angst vor dem Tag, da sie verschwindet.
Aber auch wir treten irgendwann aus dem Leben,
das ist unausweichlich und unabdingbar.
Angst sollte uns vor Dummheiten bewahren,
nicht jedoch vorm Streben.
Nur wie unterscheidet man das?
Wisst ihr was?
Ich tu es jetzt schlicht, was hab ich schon zu verlieren, außer mein
Gesicht?
Und so küsst ich ihn mit einem Male,
nahm ihn in die Arme und drückte ihn mit aller Kraft
und stärker noch mit Leidenschaft
fest an meinen Leibe.
Oh kurzer Moment bleibe noch ein Weilchen mir vergönnt,
in der Wirklichkeit gefangen lass dich klingen wie ein Bangen, das wir singen,
dann erst falle nieder,
du bist so schön.
Er schaut mich an, ich sag "Du auch!", dann küssen wir uns
wieder. |
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Beim unerlaubten Entfernen der Jugendherberge
in Chiemgauer Voralpenhügel
prüfte der Stacheldraht die Reißfestigkeit des Textils
auf Futtergrasmatten
schnarchten Milchkühe
zu unseren Paarungsverrenkungen
meine Jungenhände
auf der Gänsehaut ihrer Brust
zirpen grillen
den fall ihrer Zugriffbeschränkungen
herbei
zum swapfernen Windzug mit Kuhdungspuren
kupfert ein Zweitpaar
aus Mondlichtschatten Rhythmen ab
drückt sie mir als Erektionshinauszögerung in den Unterleib. |
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Hilflos |
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Hitzeblicke
streifen mich
verbrennen die Haut
Starre
Duftwellen
betäuben mich
zersetzen das Hirn
Verfall
Bin Dir verfallen
mit Haut und Hirn |
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dein Wimpernschlag
ein blaues Nieseln
fortgespült mein loderndes Geschau
in tiefem Suchen
wetterfühlig
ruderst du umher
und rufst, was deinen Ohren stumm
doch wisse
wir sind nah
denn unter dir
das Meer
bin ich |
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Knef - Remixed |
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Du bist das Knacken, wenn
die Nadel aufsetzt und nun
halt Dich fest, es klickt
das Metronom und
ich blicke hinunter, dort,
wo die Ohren auf den
Asphalt drückten und
das Negativ
Deiner endlosen Haarstrecke
erscheint mir plötzlich wie die
Rillen dieser Platte,
Schnecke ohne Ecke
Du bist das Knacken in der Rille,
das Organum meiner Planung,
bist der Knopf an meinem Kittel
bist mein Verbum, ich Artikel.
Du bist das Knacken wenn
Die Nadel aufsetzt und nun
halt Dich fest, gleich klickt
das Metronom und
Du schaust hinein in diese
Amplitude aus Skalaren,
alles Abgrund, alles Melodie,
halt Dich fest an meinen Haaren
Du bist das Knacken in der Rille,
das Organum meiner Planung,
bist der Knopf an meinem Kittel
bist mein Verbum, ich Artikel.
Du bist das Salz in meiner Suppe
und mein Zucker zum Kaffee,
... Du bist alles was ich hab.' |
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so im plusbereich des daseins
die gegenseitigen stabbuchen in eine wand ritzen
wie früher
deine haut nah an meiner
dazwischen nur ein sommertropfen
meine armhärchen ringeln sich um deine
und schwören ewige treue
du
siehst mich an
und lächelst |
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TANDARADEI
MAI 2005 |
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SEIT ICH DICH KENNE
HAT DIE ERDE EINE ZWEITE SONNE
SEIT ICH DICH KENNE
IST ERSTER MAI
ICH HAU DEN ALLTAG IN DTE ABFALLTONNE
DER INFORMANT HAT HITZEFREI
SEIT ICH DICH KENNE
FÜHRT DER NAHVERKEKR INS WEITE
SEIT ICH DICH KENNE
IST EINTRITT FREI
WENN ICH DICH TREFFE
WIRD DIE STADT ZUR ZWEITEN LIEBE
WENN ICH DICH TREFFE
IST NICHTS EINERLEI
DU BIST DER FLUCHTWEG AUS DEM LEBENRUMGESCHIEBE
DU BIST
TANDARADEI
WENN ICH DICH TREFFE
IST IN DER U-BAHN PLÖTZLICH LEBENSSTILLE
WENN ICH DICH TREFFE
IST
TANDERADEI
DU BIST DIE TÜR ZU EINEM WUNSCHBÜRO
FLITZENDES FLUGZEUG
VOM WOLKENRAND GEZOGEN
DU TREIBST
UNS ENDLICH
ZU UNS HER |
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alles |
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als regen war und lange sommerzeit
warst du versteckt in allen wiesenblüten
und manchmal kamen reine sonnentage
dann stieg ich auf die hügel
unter die grashüpfer
und wurde eins
mit deinem bild |
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Urlaub |
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Urlaub
all das helle Silber deiner offnen Glanzpupillen Gegenwart
strahlend sternenlichterfüllter Augenfirmamente Sehnsuchtsfahrt
Urlaub
all das frei zufriedne Lächeln deiner vollen Lippen Schwungelan
all das reizgeladne Schlenkern deiner scharfen Kurven Achterbahn
Urlaub
all das Zauberkribbeln deiner jungen, frischen Haut Berührungen
zündend feuerfunkenheißer Liebeszärtlichkeit Verführungen
Urlaub
all das mondlichthelle, nachtwindwarme Seufzen deiner Stimme Klang
meeresgeistgeborner Rotweinwellen Leidenschaft Passionsgesang
Urlaub
all das Jubelrütteln fliegerhoher Glücksmomente Landebahn
Urlaub
das bist du für mich, für immer,- fängt die schönste
Lebenszeit jetzt an |
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die fünfte jahreszeit |
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wenn der knoten platzt
und dein haar sich löst
dein kleid liegt in den feldern
wenn dein mund sich hebt
deine hemmung döst
ist alles dort, wo du bist
es ist alles dort, wo du bist
wenn die sehnsucht schläft
weil ein traum sich trifft
dein schuh ist längst verloren
wenn dein bein sich hebt
und dein schönes schiff
ist alles dort, wo du bist
es ist alles dort, wo du bist
wenn dein körper fliegt
und dein atem rast
zwischen kopf und brust und flügeln
und wenn du sicher bist
daß das nicht alles ist
dann ist alles dort, wo du bist
es ist alles dort, wo du bist |
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Blondes Gras |
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Blondes Gras in feuchten Büscheln
gelb die Wiese, das Gekräut
Wiese, Bienen, Enten, Frösche
schwimmen, quaken
hell und leicht. |
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Ein Anfang |
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Die Nacht sank
immer tiefer in die Häuser
sog mit ihrem schwarzen Mund
sich in die Zimmerecke fest
Das Wetterleuchten war noch
in den Himmel eingeritzt
das kalte kahle Leuchten das
über Dachfirste geschossen war
Darüber Kurzschluß-Firmament
Heut abend drehte sich
die Waschmaschine mit
Die Wasserleitung sang
halbverkatert Trinklieder
Heut abend in der Küche
nahm beim Fenster stand ich
den Himmel an die Augen angeschlossen
fand ich zum ersten Mal ein Haar von Dir
dunkelbraun und etwas kraus
Es war als hättest Du mich sachte angetrippt
dich zu meinem Ohr gebeugt
geflüstert hättest Du: Hier bin ich |
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Nachtlager |
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Komm springen wir ins Abklingbecken
meine Liebe
reich mir Deine Hand
inmitten Spaltprodukten
wir schmelzen unsere weichen Lippen
in eine Glaskokille
reiten gut beschützt
ins Niemandsland.
Komm wirf Deine Kleider weg
wir steigen in den Salzstock. |
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laurentiustränen |
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sieh die stadt, sie sinkt unter uns.
wir schwanken an der reling über den dächern.
im taumel setzt du segel in den wind
die unrasierten schenkel, winzige wimpel.
damit streichelst du sterne aus dem himmel.
(wünsch dir was, flüsterst du.)
sie stürzen an bord und füllen die nacht
wie strandgut eine verlassene küste.
zur dämmerung erst kommt ruhiges wasser. |
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Unbedingt (nach Yang-Biú) |
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Wenn ich mit einem deiner haare
Die welt retten müsste
Ich könnte es dir nicht entreissen |
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Bitte nimm es! |
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Es bebt - stärker als irgend etwas.
Es klopft - lauter als alles Donnern der Welt.
Es hat eine Temperatur, als sei die Sonne ein Kühlschrank dagegen.
Und dennoch, mit einem Blick kannst Du es zerbrechen.
Dies ist mein Herz.
Nimmst du es trotzdem an? |
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waldesrauschen |
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in deiner gegenwart hölzern zu werden
wurzeln zu schlagen sich mit dem winde
zu neigen geschraubt gespreizt in ein
gezettel gehüllt vor fernweh knospten
die finger mit erhobenen armen
sah ich dich sommers ziehen mit tigern
löwen manchmal auch einem papagei
oder hund vergessen die bläue des
himmels gegen dein auge der mond
gegen deine kostbarkeiten vergessen
die sonne gegen dein steigendes blut ach
flog dein lachen in den errötenden
wipfel fiel ich fast um wär es nicht komisch
ich lehrte dich bäume umarmen du aber
liest dort alleine blätter und seufzst |
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wir erhitzen den honig
erhitzen den honig
und kümmern uns nicht
um die gefluteten fässer im keller
verdünnen sich fluchend
die wasser mit wein -
geschönt und gefiltert und
haltbar gemacht
hat er nicht seinen teil
an unserem römischen mahl
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meinland |
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die fahne der rock
der geliebten |
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Premiere |
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Am Abend dann
ihr langes schwarzes Kleid auf
ihrer Jadehaut,
ihr Haar wie Weizenwind,
ihre Geige fest an
ihre Brust gepresst,
ihre sanfte Bauchbewegung und
ihre großen grünen Augen
voll Verlangen. |
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Altar |
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wie ich dich kannte, als Gesang aus nacktem duftendem Juni
und wie du deine Locken beschleunigen konntest, war eine Reise
in einen südlichen Zustand. es gab vierlippige Küsten dort,
Akazienberührung und in den Dünen dahinter tauschten wir
seltsames Licht aus, eine fast genetische Korrespondenz,
die wir Altar nannten und wo wir Tiefseenächte hinterlegten,
kleine medusenartige Sinnlichkeiten unter Beteiligung
unserer Augenkäfer und manchmal der Kranichgelenke.
ich studierte an dir die phantastischsten Metaphern
dieses Jahrhunderts und pflegte den animalischen Zoo
deiner Blicke. wir umausterten uns ozeanisch, weil
wir zu denen gehörten, die schamanisch träumten
und von denen schamanisch geträumt wird. ich
war nie so zu zweit wie mit dir. |
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Liebe !!! |
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Mein Geschenk
ein Lied für Dich
es schwingt
von mir
zu Dir
von Dir
zu mir
schwerelos gleiten die Noten
Achtung
Absichtslosigkeit
Freiheit
die Tonleiter
hinauf
hinab
Mein Lied für Dich
einzig Klang
entsprungen dem Innersten
meiner Seele
nicht fragend was wird
doch fühlend was ist
Mein Geschenk für Dich |
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Was du bist |
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du bist mein Meeresfrühling
mit Himbeeren und Erdbeeren gefüllt
du bist mein Schnaderhüpferl
der am besten jodeln kann
du bist mein Sternfänger
fischst sie vom Himmel und gießt sie in die Badewanne
du bist mein kleiner grüner Buddha
der mich morgens wach küsst
du bist der Zimtstern auf meiner Zunge
der langsam zerschmilzt
zu Zuckerguss
der süße Zucker ist dein Lächeln,
hab´s dir geklaut, spiel damit,
rühr es in ein Glas dampfenden Latte und
schlürf es in mich hinein |
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netzweberei |
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ich vernetze meine haut in deine
garne warme gefühle um mich
lege wortpailletten in deinen mund
und nähe dir einen kussrand dran
sticke hungrige berührungen rein
knöpfe drumherum liebkosungen
umsäume kringelndes lachen
und webe alle augenblitze rein
klebe wilde träume in die mitte
farbige liebesbänder häng ich dran
nie endende sehnsucht ist der faden
und leidenschaftliche wolle unser netz |
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Durch die Stimmen des Regens
der wäscht frei das Land
hören das Rollen der Kutsche
Auf dem Bock sitzt dein Lachen
das ruft schon zur Abfahrt
ins Land der heißen Winde
Blicke halten die Zügel
vorbei an den Koffern
vergangener Jahre
plötzlich im Rinnstein
Darüber deine Hände
biegen Wegkanten
zu Kurven des Zögerns
bricht am narbigen Himmel
Sonne durch |
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WER WAS HAT |
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Der Hof hat einen schönen Mond
und ich hab' dich
was gutes Wetter gibt
der Schnee hat einen weißen Berg
und ich hab' dich
und in der Nacht ein Leuchten
die Nacht wird wach an deiner Haut
und ich küss' dich
auch tags
dein Mund hat meine Zunge
und ich hab' dich
allüberall.
Der Schnee wird wach an deiner Haut
und ich hab' dich
was gutes Wetter gibt
die Nacht hat meine Zunge
und ich hab' dich
und ebenfalls ein Leuchten
dein Mund hat einen schönen Mond
und ich hab' dich
auch tags
der Hof hat einen weißen Berg
und ich küss' dich
allüberall. |
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sternschnuppen |
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nach jedem schauer floss das licht grüner
über die nackten fliesen der wind blähte
die stores aus tüll und über die wände
huschten die schatten der blumen komm lass
uns tanzen rief er schwach durch den april
und schaltete die musik an sie kam
nahm seine hände zog ihn hoch als nähme
sie frische wäsche von der leine so leicht
so duftig nur haut und knochen war er noch
sinatra sang i want to wake up in a
city that never sleeps alles wird besser
rief er alles wird gut sie tropfen fielen
leise hinunter wie im flug gefroren |
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hemd salzig |
für C. |
du gibst mir das hemd salzig zurück
mit der lustvollen handhabung
was immer –
ich war nicht getrocknet für dich.
seit du um die verstümmelten gassen
zogst den kleidsaum rasch an den fesseln
und bunte fahnen wegstrichst,
wo nötig den ton festklopftest,
hattest du dir die liebe der straße erkämpft.
aber jetzt
entgegen dem volksbegehren,
dich den augen der einfachen menschen
nicht beugend
gibst du mir das hemd,
wenn auch salzig,
zurück.
was bleibt mir?
milch über den tanz gießen
und dessen rote farbe,
das meer
und die krabben darin
heran- und sich
in den stoff beißen
lassen,
und keiner wird mehr sagen können
was der kummerrand gewesen ist.
du wusstest es damals noch nicht,
aber halb aus dem wasser hatte ich
dir schon verziehen. |
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Du nur Du..
oder
Die Sehnsucht nach einem
Luxusproblem elektrisierte die Luft |
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Mein Herz verkrampfte kurz, wenn
Du kamst, und kaum
zu glauben: schwer wird es noch immer..
Wir haben sie nicht entfernt
wie mit einer goldenen Pinzette,
unsere verzofften Stunden,
mein Schatz.
Innen koche ich, wenn
Du piep sagst.
Und wenn Du mein Gespür
vermisst, ist das vielleicht
sogar günstig
für die unüberwundenen Reflexe
einer Kindheit auf dem Lande.
Und wenn ich vor Faulheit die Sonne
verpasse..das tippen einer sms
an Dich ist der
schönste Trost
für die unterforderte
Fantasie.
Doch, wenn es so bleibt,
und das alles noch ohne äußere Hilfe,
wird auch mein einziger Vorwurf
immer nur bleiben:
die unerträgliche Leichtigkeit. |
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DU WARST NOCH VERABREDET |
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1
dass ich wo andre auch am ende
der straße steh ich & trete nur
fast also nicht in echt an
deinem arm in das centralpark
mit quarkfarbenem licht auf 2 oder
6 bier in gepolsterten wortgruppen
nehme ich nach & nach platz an
irgendeiner ungedeckten
gefühlstafel.
2
so sitzen an deinen händen gilt wohl aber
du warst noch verabredet & ich seh uns
vor der unfehlbaren kulisse
teilhabelachend verschoben
in ein vertrauliches nacheinander
meiner & deiner verlangsamung unter
der leichten rausch
kompresse merk ich wie auch
ein dritter nichts unterbricht. |
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licht spielt |
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licht spielt wind und baum durchstrahltes grün
entzündet
mir die augenwinkel
fast
ich seh nichts mehr
durch
dieses nasse prisma dahinter
macht es sicher grad den himmel blau
aber
ich mag meinen kopf gar nicht verdrehen
weil
an meiner einen wange deine
und
an meinem nacken deine hand |
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Nacht... |
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du neben mir...
deine Nähe...
dein Atem...
deine Wärme...
umarmte meine Seele
in dieser Nacht
in der die Zeit
unendlich wurde |
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danse d'amour |
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eine endlose
pirouette
im türkisen kleid
wenn ich
die korallenkette trage
mondbäume
strecken zweige
himmelwärts
wenn blüten regnen
auf unseren stillen
liebestanz |
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bist es |
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Das Licht deiner Augen
bricht sich
in meinen Tagen
zu Wärme
bist es
die mich wiegt
durch die Stunden
der Nachtkälte
ich bete
dass es nicht Morgen wird |
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Begriffe, ingeniös |
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Darf ich den Sommertag mit dir vergleichen?
Er geht zu Ende während mein Sonett beginnt.
Sonett beginnend während Tag verrinnt,
darf ich den Sommertag mit dir vergleichen?
Die Angst, es könnte gilben und verbleichen
das Blatt, auf dem das Gold zu Blau gerinnt,
vergeht, wenn dein Profil Kontur gewinnt,
dir Wörter ähneln, Ebenbilder gleichen.
Zum ersten ist jetzt vorerst Mai,
so ungetrübt gefiltert deine Strahlkraft
wie eine Sonne, der man noch nicht müde ist.
Zum zweiten ist dein Haar wie Flachs, und ist
dein Mund wie Wolken, durch die Sonne kraft-
und friedestrotzend bricht, als ob es Sommer sei.
Und strahlend da wie Mittag ist dein Leib,
quadratisch wie ingeniös vermessen,
gestochen wie aus Gotteslästerung dein Auge
und schief, präsent, solange ich hier bleib,
und breit und warm, wie ich dabei gesessen,
schreib ich dich, während ich auf Wolken schaue.
Solange ich vertraue, sind die Tage hier,
Verlangen ich implementier, verbaue Schweigen.
An Orten fehlts dir nicht, mir nicht an Wegen,
die Stellen deiner Haut zu stillen auf Papier.
Und solltest du ver- oder auch nur gehen,
dank dieser Eselsbrücke weiß ich, wie du bist.
Künftige Generationen werden dich so halbert sehen
und ich werd immer wissen, wie ein Sommertag ist. |
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Silberwolf & Graulöckchen |
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Warum ich Dich noch immer liebe, mein Silberwolf?
Weil du nie die Zahnpastatube zudrehst, sondern offen und zerquetscht auf
dem Waschbecken liegen lässt.
Weil du deine schmutzige Wäsche überall verstreust.
Weil du mit der Zeitung raschelst, wenn ich Fernsehen will.
Weil du einen Pups in das frisch bezogenen Bett machst und dich hinterher
kaputt lachst.
Weil du den untersten Pullover aus dem Schrank holst und dabei den ganzen
Stapel umwirfst.
Weil du immer verreisen willst, wo ich doch viel lieber zu Hause bleibe.
Weil du mir meine letzte Praline aus dem Kühlschrank weg isst.
Weil ich dir alles dreimal sagen muss.
Und weil du jeden Abend strahlend in der Tür stehst.
Warum ich nicht von Dir lassen kann, mein Graulöckchen?
Weil du immer alles so schwer nimmst.
Weil du mein Lieblingshemd aussortierst, weil der Kragen angeblich durch
gescheuert ist.
Weil du mir das natürlich nicht sagst und ich stundenlang danach suche.
Weil nie etwas zu trinken da ist, wenn ich an den Flaschenkorb gehe.
Weil deine Putzwut mich rasend macht.
Weil du dir noch ein Paar Schuhe kaufst, obwohl du schon zwanzig hast.
Weil du in keinem davon richtig laufen kannst.
Weil du mir nie zuhörst.
Und weil mein Herz pocht, wenn du mir abends lächelnd die Tür öffnest. |
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Neu |
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Vor einigen Tagen schlug es plötzlich ein:
unerwartet, uneingeladen, mit Macht, aufdringlich.
Es breitet sich aus,
wie eine warme Flüssigkeit, die du geschluckt hast.
Es erreicht jeden Teil deines Innern,
es erwärmt dein Herz,
sogar deine ständig kalten Hände und Füße.
Es lässt dich plötzlich Dinge empfinden,
die du lange nicht empfunden hast,
du erkennst dich selbst nicht wieder, bist verblüfft.
Es lässt dich Freude über Worte und Gesten spüren,
die du lange nicht gehört oder beobachtet hast,
von denen du schon nicht mehr wusstest, dass sie existieren.
Du fühlst dich plötzlich wie ein kleines Kind,
das etwas haben, anfassen, behalten will,
das zornig aufstampft, weil nicht alles gleich so läuft, wie es soll.
Du bist traurig, weil du nicht bei einem Menschen sein kannst,
den du noch vor einigen Tagen kaum kanntest.
Verrückt, oder?
Und- du bist glücklich. |
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Rosa Dose |
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Hab die rosa-rote
Brille aufgezogen.
Weil mir die Hände zittern
und der Puls mit
Tempo 200
mir die Schädeldecke wegsprengt
soll ich glücklich sein.
Aus jahrzehntelanger Übung
genieße ich die Wirrnis
ersticke mein nicht-wissendes Wissen
um den Absturz
im Keim
und flüstere dem
was manche das innere Wesen
nennen: Dopamin
bleib noch
für eine Weile...
Es zittert sich
grad so schön. |
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wie: aufwachen |
Liebe
ist ein Kunstwerk (I. Bachmann) |
dieser bestechende augenblick
in dem sich das herz
der verrueckte taenzer
auf die buehne traut
mitten ins licht
spot on
die boegen der streicher
in wartestellung
ein rascheln man blaettert
in der partitur
da ist ein solo fuer floete
ein rauschen
in meinem kopf
white noise
unertraeglich wie warten
endlich
aus der zaehen nacht
: dein bild
wie aufwachen
anima bella
ist das
nichts schoener
als
die stille
bevor ein vibrato
den raum fuellt
my special angel
crescendo mit trommelwirbel
wir zwei ein allegro con fuoco
zusammen:
forte fortissimo
wie glueck |
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Voll Treffer |
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Sushi bis man satt ist.
Augen die es tun.
Könnten-Wenn-Man-Wollte.
Die Stockrosen blühen.
Wie schön, das zehnte Kind.
Der Grund, der Grund, der Grund, der Grund.
Veranda dann - im Sonnenuntergang -
auf die der Tod ruhig kommen kann.
Bis dahin ...
Allmorgendliche Sprünge aus dem Bett,
jubilierend: "Jaaaa!!! Das Leben ist soooo ... toll."
P.S.: (Millionen im Lotto, die man fröhlich lauter niemand spendet.) |
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